Letztlich ist das hier ein Thema, das so alt ist wie der Smart. Es betraf und betrifft das Konzept Fortwo Verbrenner und hat physikalische Gründe. Der Fortwo ist ein sehr kurzes Fahrzeug mit Heckmotor und entsprechender Gewichtsverteilung. Bei der Fahrzeuglänge ist es nicht möglich, einen wirksamen Ausgleich herzustellen, indem der Tank und andere Komponenten dicht an oder über der Vorderachse eingebaut werden. Gleichzeitig ist der Smart sehr hoch. Diesem Konzept, das ja letztlich wegen Wendigkeit und geringem Parkraumbedarf für die Stadt entworfen wurde, hat der Smart Fortwo nicht nur seine Seitenwindempfindlichkeit zu verdanken, sondern auch die Neigung, Spurrillen und Unebenheiten zu folgen. Dazu kommt dann, dass Fahrbahnen nicht eben, sondern immer gewölbt sind, um Wasser zum Rand abzuführen. Bei geringeren Geschwindigkeiten machen sich diese Faktoren kaum bis nicht bemerkbar, bei höheren Geschwindigkeiten dafür umso mehr. Auch aus diesem Grund hatten alle Smart immer eine werksseitige Vmax-Begrenzung deutlich unterhalb der technisch möglichen Höchstgeschwindigkeit.
Nehmen wir diese Voraussetzungen und betrachten dabei dann die Bremsanlage, die ja in gleichem Aufbau - Schwimmsattel-Scheibenbremse vorn, kraftbegrenzte Trommelbremse hinten - in Millionen von Kleinwagen problemlos werkelt, wird es schnell klar, dass man jedes noch so kleine Ungleichgewicht in der Bremskraft bei dem kurzen Fortwo merken muss. Ungleichgewicht entsteht aber nicht nur bei defekten oder schlecht gewarteten Bremsen, sondern immer. Die Bremsscheiben sind beim Fahren nie im absolut gleichen Oberflächenzustand. Eine nasse Bremsscheibe braucht z. B. im Vergleich zu einer trockenen einen winzigen Moment länger, bis sie eine identische Bremsleistung erreicht. Der Effekt entsteht auch bei Verschmutzungen. Und je höher die gefahrene Geschwindigkeit, desto deutlicher fällt es bei dem geringen Gewicht auf der Vorderachse auf. Bei einem Fronttriebler mit dem Motor auf der Achse merkt man das durch die Massenträgheit überhaupt nicht. Selbst beim ED/EQ ist dieser Effekt durch die bessere Gewichtsverteilung bei gleizeitig niedrigerem Schwerpunkt weniger ausgeprägt.
In diesem Zusammenhang wird deutlich, wie wichtig gerade bei den leistungsgesteigerten Fortwo mit Vmax-Aufhebung ein guter Pflegezustand der Bremsanlage ist. Anbei das Diagramm vom Brabus. Alle Werte sind Top. Trotzdem merke ich gerade auf der Autobahn beim ersten Anbremsen den Effekt, dass der Smart ganz kurz überwiegend nach rechts, aber auch schon mal nach links möchte. Ich kenne das so seit dem ersten 450er und es war nie beunruhigend. Man gewöhnt sich dran und gleicht es aus. Technisch ändern kann man es nicht.